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Karikaturen

Karikaturen

Bearbeiterin: Dr. des. Stefanie Schneider (Dissertation abgeschlossen im Januar 2004)

'Dame Britannia' and 'Uncle Sam' - Eine vergleichende Strukturanalyse von Auto- und Heterostereotypen in der britischen und amerikanischen Bildsatire, 1841-1914

Ausgehend von der These, dass Veränderungen in den politischen Beziehungen zwischen zwei Staaten historisch vorgeformt und kognitiv vorbereitet werden müssen, fragt das Projekt nach den Inhalten, Formen und Wegen des kulturellen Austauschs zwischen Großbritannien und den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieser soll anhand der historischen Quelle der Karikatur nachvollzogen werden, da Bilder Stimmungen anschaulicher als Texte rekonstruieren können. Aufgrund der affektiven Bestandteile von Karikaturen zielt die Untersuchung auf die Rekonstruktion des sich in den Karikaturen widerspiegelnden Einstellungs- und Perzeptionswandels. Über die quantitative und qualitative Erfassung der in britischen und amerikanischen satirischen Zeitschriften benutzten Auto- und Heterostereotypen soll ein Seismogramm der charakteristischen Darstellungsmethoden und -mittel erstellt werden. Es soll untersucht werden, auf welche historischen Phänomene sowie nationalen Vor- und Werturteile diese rekurrieren, was sie über die mentalen Grundstrukturen des britisch-amerikanischen Verhältnisses aussagen, von welcher Seite des Beziehungsgefüges Veränderungen in den Darstellungsmustern ausgehen und bei welchen Ereignissen ihr Wandel eine Beschleunigung erfuhr.

Über die Erfassung der Auto- und Heterostereotypen soll schließlich Aufschluss darüber gewonnen werden, ob die Wandlung des ambivalenten Beziehungsgeflechts zwischen Großbritannien und den USA zu einer besonderen Form des psychisch-kulturellen Nationalismus im Sinne einer imagined community (ANDERSON) führte, dessen Basis das Bewusstsein von einer relativen Homogenität politisch relevanter Deutungsmuster und Zielvorstellungen ist. Es ist mit WATT davon auszugehen, dass ein solcher Paranationalismus die Voraussetzung für die politische Stabilität der anglo-amerikanischen special relationship im 20. Jahrhundert darstellt.