Intellektuelle Eliten
Intellektuelle Eliten
Ausgangspunkt des Projektes ist die Beobachtung, dass die höheren Bildungseinrichtungen der USA während des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Wandlungsprozeß durchliefen. Innerhalb weniger Jahrzehnte stieg die Zahl an Hochschulen und wissenschaftlich tätigen Institutionen um ein Vielfaches an, etablierte sich erstmals eine Professorenschaft, die sich ausschließlich akademischer Ausbildung widmen konnte, und entstanden internationale Gelehrtennetzwerke, deren Mitglieder einen regen Austausch von Forschungsideen und –ergebnissen pflegten. Man kann ohne weiteres davon sprechen, dass eine Institutionalisierung der Wissenschaften in den Vereinigten Staaten erst in dieser Zeit durch amerikanische intellektuelle Zirkel durchgeführt wurde. Eine äußerst wichtige Rolle in diesen Prozessen spielten von Anfang an europäisch-amerikanische Beziehungen. Die Universitätslandschaft Europas hatte für Nordamerika eine Vorbildfunktion, weshalb viele Akademiker der USA engen Kontakt nach Übersee suchten, und sich dort insbesondere an deutsche, französische und britische Einrichtungen und Personen wandten.
Im Rahmen des Projektes sollen die Lebenswege der Träger und Vermittler neuer Leitideen rekonstruiert werden. Hierbei soll Aufschluss über Inhalte, Mittel und Wege des zwischen Großbritannien und den USA im 19. Jahrhundert stattfindenden Kulturtransfers gewonnen werden. Die Frage soll beantwortet werden über die Erschließung und Analyse eines Untersuchungsfeldes, das sich für eine Analyse der Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie für die Vermittlung von sozio-kulturellen Deutungsmustern im 19. Jahrhundert in besonderer Weise anbietet: den Bereich akademischer Ausbildung. Die Studie soll das kulturelle Milieu akademischer und intellektueller Eliten rekonstruieren und diese in ihrer Funktion als spezifische Vermittlungsinstanzen betrachten.