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Dr. Marius Dahmen

Alumnus

Adresse
Lansstraße 5-9
14195 Berlin

The Ambivalence of Emancipation. Psychoanalysis between Functional Integration and Dialectical Negativity in US Sociological Theories, post-WWII.

Dissertation in Soziologie

Mentoring Team:
First supervisor: Prof. Dr. Harald Wenzel
Second supervisor: Prof. Dr. Markus Kienscherf
Third supervisor: Prof. Dr. Florian Sedlmeier

Meine Doktorarbeit untersucht das ambivalente Vermächtnis der Psychoanalyse in Form einer Analyse verschiedener soziologischer Theorien die sich prominent auf Freud beziehen, im disziplinären Feld der US-Amerikanischen Soziologie der Nachkriegszeit. Das spezielle Interesse liegt dabei auf der Lücke die sich zwischen dem ‚physischen‘ Zusammentreffen des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und der Amerikanischen Soziologie, während der Exiljahre des Institutes, und der verzögerten Amerikanischen Rezeption der Kritischen Theorie, die erst Ende der 60er Jahre einsetzt, auftut. Die Psychoanalyse fungiert im Zusammenhang meines Forschungsinteresses als gemeinsames Referenzsystem anderweitig konfligierender Ansätze. Die Arbeit fragt nach dem kritischen Potential der Psychoanalyse; sie verfolgt theoretische und personelle Zusammentreffen mit dem Ziel eine Ära der Konformität, neuer Herausforderungen und Wandlungen im disziplinären Feld aufzuhellen.

Die Analyse erfolgt auf zwei Ebenen. (1) Am konzeptuellen Rahmen der Bourdieuschen Feldanalyse ausgerichtet, verfolgen die ersten beiden Kapitel die instrumentellen Dynamiken des disziplinären Wettbewerbs um symbolisches Kapital und wissenschaftliche Autorität in den Feldern der Amerikanischen Psychologie und Soziologie, mit speziellem Augenmerk auf die jeweilige Integration der Psychoanalyse. In beiden Feldern führen Professionalisierungs- und Verwissenschaftlichungsprozesse zu ‚Goldenen Zeitaltern‘ der Psychoanalyse und der Soziologie in den 1950er Jahren und anschließendem, rapiden Niedergang in den 60ern. Meine Analyse stellt den dialektischen Zusammenhang zwischen Professionalisierungsprozessen und dem der Psychoanalyse von vorne herein eingeschriebenen, emanzipatorischen Potenzial heraus und weist auf die komplexe Verschränkung von Rationalisierungs- und Emanzipationsprozessen hin. (2) Am radikalen Emanzipationsbegriff Ernesto Laclau’s geschärft, untersucht die Arbeit im dritten und vierten Kapitel die konkreten Aneignungen Freudscher Kategorien in den Werken der kritischen Theoretiker Erich Fromm, Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno und der Amerikanischen Soziologen Talcott Parsons, David Riesman, und Philip Rieff. Im fünften und letzten Kapitel wird schließlich eine Analyse der expliziten oder impliziten emanzipatorischen potentiale und der grundsätzlichen Konvergenzen und Divergenzen der untersuchten Theorien angestellt.

Die Untersuchung greift schließlich Eva Illouzs zeitgenössische Analyse des „Therapeutischen Narrativs“, der nach Illouz den Kern moderner Subjektivität darstellt, auf. Dabei macht meine Untersuchung ihre eigene normative Ausrichtung an radikalen Emanzipationsbegriffen explizit. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Entsorgung der Freudschen Triebtheorie zum kennzeichnenden Merkmal der Rationalisierung der Psychoanalyse wird, was sich schließlich in Illouzs ‚Therapeutischem Narrativ‘ niederschlägt. Anstatt jedoch auf die Erkenntnisse der Freudschen Theorie zu verzichten, möchte Sie das negative emanzipatorische Potenzial der Kritischen Theorie mobilisieren und spricht sich mit Adorno und Marcuse für eine kritische, dialektische Wiederaneignung der Triebtheorie aus.

Dahlem Research School
Deutsche Forschungsgemeinschaft
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