Kartierung der Wohnungsfrage: Soziale Segregation im Spiegel der Wohnung-Enqueten Ende des 19. Jahrhundert
Sebastian Kohl
Florian Müller
Unterstützt von dem Forschungsfonds "Ellen Rifkin Hill"
Ende des 19. Jahrhunderts waren die rasant wachsenden europäischen Städte durch eine grosse soziale Wohnraum- und Mietungleichheit geprägt, die durch zeitgenössische Wohnungs-Enqueten detailliert dokumentiert wurde. Das Projekt hat zum Ziel, anhand dieser Erhebungen neue Erkenntnisse zur innerstädtischen Segregation in komparativer Perspektive zu gewinnen. Das interdisziplinäre Projekt untersucht anhand der schweizerischen und deutschen Wohnungs-Enqueten exemplarisch die urbane räumliche Ungleichverteilung von Wohnraum, Wohnkomfort und Mietbelastung und visualisiert diese unter dem innovativen Ansatz des historischen Geoinformationssystems HGIS. Die Visualisierung mittels GIS erlaubt es genauere Aussagen über die räumliche Segregation der Stadtbevölkerungen nach Wohnungsgrössen, Wohnungsausstattung und Mietpreisen zu machen und diese mit historischen Indikatoren zwischen Quartieren und Städten sowie über die Zeit zu vergleichen. Die Analyse der Wohnungs-Enqueten verspricht, die bestehende Forschungsliteratur zur sozialen Segregation der europäischen Städte Ende des 19. Jahrhunderts auf zwei Ebenen zu erweitern. Einerseits möchten wir die detaillierten Erhebungen nutzen, um die Segregation erstmals auf der Ebene der Quartiere umfassend darzustellen. Andererseits möchten wir uns die ungewöhnlich reichhaltigen und relativ standardisierten Wohnungserhebungen zu Nutze machen, um die schweizerischen und deutschen Städte komparativ zu vergleichen.