Nachruf auf Hayden White
News vom 12.03.2018
Mit großer Bestürzung haben die Lehrenden und Studierenden des John-F.-Kennedy-Instituts auf die Nachricht vom Tod Professor Hayden Whites reagiert. Der renommierte US-amerikanische Historiker und Literaturwissenschaftler verstarb am 5. März in Santa Cruz. Hayden White lehrte bis zu seinem Tod als Professor emeritus am History of Consciousness Program der University of California, Santa Cruz und bis vor wenigen Jahren als Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford.
Zu den bedeutendsten Werken seiner Karriere zählen neben der bahnbrechenden Studie Metahistory (1973; dt. Metahistory: Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa, 1994), The Tropics of Discourse (1979; dt. Auch Klio dichtet oder die Fiktion des Faktischen: Studien zur Tropologie des historischen Diskurses, 1986), The Content of the Form: Narrative Discourse and Historical Representation (1987; dt. Die Bedeutung der Form, 1990) und Figural Realism (1999). Das letzte Werk vor seinem Tod, The Practical Past erschien 2014. In seinen Werken nahm White Stellung zu Fragen der Geschichtsschreibung in wissenschaftlichen und literarischen Formaten und trug maßgeblich zu internationalen Debatten zum Status politischer Utopien oder Formen öffentlicher Erinnerung bei.
Professor Hayden White unterhielt enge wissenschaftliche Verbindungen nach Berlin. 2003 war er Fellow an der American Academy in Berlin. Im Sommersemester 2010 lehrte er als Gastprofessor an der Graduiertenschule für Nordamerikastudien des John-F.-Kennedy-Instituts und nahm darüber hinaus Einladungen an das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung wahr. Im Juni 2015 verlieh ihm der Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften die Ehrendoktorwürde der Freien Universität. Der Fachbereich würdigte damit insbesondere die Verdienste Whites um die Analyse der rhetorischen und erzählenden Grundstrukturen der (deutschen) Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts.