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„RKO-Studie“

„RKO-Studie“ Spracherwerb/Sprachentwicklung/Sprachlernen in drei Sprachen

Die so genannte „RKO-Studie“, die aus dem deutsch-französischen Forschungsprojekt von Frau Prof. Pfaff der Abteilung Sprache und Dr. Mehmet-Ali Akinci von der Université de Rouen hervorgegangen ist, hat in diesem Semester konkrete Ergebnisse geliefert und wird auch im neuen Semester fortgesetzt. Der Name „RKO“ steht für die Robert-Koch-Oberschule, einem Gymnasium in Berlin-Kreuzberg, an dem die Datenerhebung durchgeführt wird. Der betreuende Lehrer, Herr Bernd Bohse, der die Zusammenarbeit mit Schülern eines Englisch-Leistungskurses der 12. und 13. Klasse ermöglicht hat, ist selbst ein ehemaliger Student des John-F.-Kennedy-Instituts und in der Alumni-Association aktiv.

Die Schüler waren am 14. Dezember 2007 zu Gast im John-F.-Kennedy-Institut, um sich einen Eindruck über die universitären Welt und das Studium am Institut zu verschaffen. Ziel der RKO-Studie ist es, die späten Stadien der Sprachentwicklung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu untersuchen. Die genauere Kenntnis des Spracherwerbs von mehrsprachigen Schülern leistet einen Beitrag zur aktuellen Debatte über Sprachpolitik in Bezug auf zweisprachige Sprecher, insbesondere zur Debatte über die Notwendigkeit des Unterrichts in den Herkunftssprachen, wie sie nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch seit längerem in traditionellen Einwanderungsländern wie den USA und Kanada geführt wird.

Dabei geht es nicht nur um den Spracherwerb, sondern auch um die schulische Integration von Kindern mit türkischem Migrationshintergrund. Außerdem sollen Anstöße zur Verbesserung der Praxis in der Lehrerbildung sowie zur Erstellung von didaktischen Materialien gegeben werden, was den Lehramtsstudenten am John-F.-Kennedy-Institut zugute kommt. Um dafür nutzbare Erkenntnisse zu gewinnen, werden Daten in der Muttersprache, der Zweitsprache und der ersten Fremdsprache erhoben: Diese umfassen vor allem Türkisch, Deutsch und Englisch, aber auch Arabisch und demnächst (ab März 2008) Kurdisch.

Um eine Vielfalt an sprachlichen Erscheinungen untersuchen zu können, werden verschiedene Modalitäten und Genres berücksichtigt. So werden die Schüler gebeten, mündliche und schriftliche sowie erzählende und erörternde Texte zu produzieren und im Monolog wie auch im Gruppengespräch sprachlich zu agieren.

Als Stimuli für die Sprachproduktion dienen visuelle Medien, aber auch hochaktuelle Anlässe wie der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan bei der Bundesregierung im Februar 2008, bei dem einige an der Untersuchung beteiligte Schüler zugegen waren.

Bei der nächsten Runde der Datensammlung im Februar 2008 werden sich die Schüler zu ihren Eindrücken darüber äußern, aber auch zu ihrer eigenen Identität als zweisprachig aufwachsende Jugendliche. Die gesammelten Texte werden transkribiert und digitalisiert und anschließend auf verschiedene Phänomene hin analysiert. Zu diesem Zweck waren die vorrangig am Projekt beteiligten Forscher und Mitarbeiter – neben Frau Prof. Pfaff sind dies die Doktorandinnen Meral Dollnick und Karin Schmidt und der Lehramtsstudent Stefan Hollstein – im November 2007 an der französischen Partneruniversität in Rouen zu Gast.

Im Gegenzug empfing das John-F.-Kennedy-Institut im November und Dezember 2007 die französische Gegenseite in Person von Dr. Mehmet-Ali Akinci und Nathalie Decool, die unter anderem mit Studenten des Seminars „Language Assessment“ von Frau Prof. Pfaff einen Workshop zur Analyse komplexer Satzgefüge durchführten. Mittlerweile sind weitere Magister- und Lehramtsstudenten zu dem Projekt hinzugekommen - Liese Alsen, Nils Lindenhayn, Aylin Anasal, Daniela Maier, Aniseh Kidess, Harald Kepler, Norman Plumhoff und Wolfgang Mages – von denen einige Ende Februar zu einem weiteren Aufenthalt nach Frankreich reisen werden.

Erste Ergebnisse wurden von Frau Prof. Pfaff bereits im Rahmen verschiedener Konferenzen und Workshops präsentiert, so bei der 38. Jahrestagung der Gesellschaft für angewandte Linguistik in Warschau im September 2007, bei der „Fall School on Concepts, Results and Methods of Acculturation and Integration“ in Luckenwalde im Oktober 2007 sowie bei einem Workshop der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im November 2007. Weitere Analysen und Präsentationen sind in Planung – man darf gespannt bleiben, welche Perspektiven die Forschung in nächster Zeit eröffnet.

(Carol Pfaff)