Abteilung Politik
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Die Abteilung Politik bestritt das Sommersemester nach wie vor mit personaler Interimsstruktur - die beiden Juniorprofessuren sind noch vakant und die seit dem Ausscheiden von Thomas Greven im Oktober 2007 frei gewordene wissenschaftliche Mitarbeiterstelle konnte immer noch nicht wieder besetzt werden. Dank der Gastprofessur von Frank Unger und einer kurzfristig gewährten Gastdozentur an Britta Grell sowie dank einer Reihe engagierter Lehrbeauftragter konnte dennoch wieder ein umfangreiches und interessantes Lehrangebot aufgestellt werden. Leider riss der plötzliche Tod von Frank Unger am 19. Mai eine in jeder Hinsicht dramatische Lücke (siehe Nachruf auf Frank Unger).
Seit dem 6. Juni 2008 hat Thomas Greven als Gastprofessor die Aufgaben des verstorbenen Frank Unger übernommen. Thomas Greven hat am OSI, am JFKI und an der Western Michigan University studiert, war APSA Congressional Fellow und hat als Stipendiat des JFK-Graduiertenkollegs „Demokratie in den USA“ am OSI promoviert; sein Habilitationsverfahren wird in Kürze eröffnet.
Prominente Politikwissenschaftler, Planer und Ökonomen aus den USA und Kanada waren im SS 2008 an der Abteilung Politik zu Gast: Am 5. Mai stellte Leo Panitch, Distinguished Research Professor an der York University in Toronto und Inhaber des „Canada Research Chair”, Ergebnisse aus dem von ihm geleiteten Forschungsprojekt zu „finance, production and empire“ vor: sein Vortrag „Putting the US Economic Crisis in Perspective“ ging zeitgerecht auf die aktuellen Entwicklungen der amerikanischen Wohnungs- und Finanzmarktkrisen ein. Am 13. Mai faszinierte Peter Marcuse, Columbia University, unsere Studierenden mit seinem Vortrag zu „Race and Class in the American City“. Und am 3. Juni sprach Rick Wolff, University of Massachusetts, Amherst, zu „The US Left at a Crossroads: Obama, the Trade Unions, and an Emerging Left”. Patricia McDermott referierte am 10. Juni zu „Gender Equality in Canada and the United States: A Focus on Pay and Employment Equality“ und am 17. Juni Terry Maley, ebenfalls von der York University in Toronto, zu „Alternative/Participatory Budget Exercises in Canada and the EU: A Comparison“. Um den Umgang der USA mit Minoritätenrechten ging es bei dem hochinteressanten Vortrag der Anthropologin Judith Schachter von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh zu „America’s Pacific Island State: Indigenous or Minority Rights for Hawaiians“.
Forschung
Margit Mayer war aktiv an der Einführung der zweiten Kohorte des Transatlantischen Graduiertenkollegs New York-Berlin beteiligt, die im Januar 2008 ihre Arbeit aufgenommen hat. Mit einer Reihe von Workshops - u. a. zum Metropolenbegriff, zum Forschungsbereich „Steuerung, Regierung, Governance“ - half sie den neuen Kollegiatinnen und Kollegiaten thematisch und konzeptionell in den Start des dreijährigen Kollegs.
In Vorbereitung auf die vom 6.-8. November 2008 stattfindende Konferenz „Critical Urban Theory and Practice in a Neoliberalizing World“, die von der DFG finanziert wird, führte sie gemeinsam mit Neil Brenner (New York University) und Peter Marcuse (Columbia University) für die Fellows des Transatlantischen Graduiertenkollegs im Mai und Juni ein Blockseminar durch. Im November werden führende StadtforscherInnen aus Nordamerika und Westeuropa (u. a. David Harvey, Neil Smith, Susan Fainstein, Tom Slater, Jamie Peck, Kanishka Goonewardena, Chester Hartman, Jackie Leavitt, Oren Yiftachel, Stefan Krätke) sowie VertreterInnen der „Right to the City Alliance” aus den USA zur Frage des Rechts auf die Stadt unter den aktuellen Bedingungen neoliberaler Umstrukturierung debattieren.
Eine weitere internationale Forschungskooperation wurde zu einem dreijährigen, komparativ angelegten kanadischen, SSHRC-finanzierten Forschungsprojekt (Projektleiter Boudreau/Hamel in Montreal und Keil/Kipfer in Toronto) zum Thema „Comparing Metropolitan Governance in Transatlantic Perspective“ aufgebaut, in dem Margit Mayer als Kooperationspartnerin fungiert. Ein erster Workshop fand im Juli 2008 in Paris statt, wo sie einen konzeptionellen Vortrag zu „Movements and Politics in the Metropolitan Region“ hielt.
Daneben präsentierte Margit Mayer ihre Forschungsergebnisse auf verschiedenen Tagungen, u. a. bei der Jahrestagung der American Association of Geographers in Boston im April mit einem Vortrag zu „Activating Policies in Employment and Community Development,“ der sich vergleichend mit den aktuellen Reformen in der Beschäftigungs- und Stadtentwicklungspolitik in USA und BRD auseinandersetzte.
Für die Anfang September in Barcelona stattfindende Konferenz der International Sociological Association (First ISA Forum of Sociology) organisierte Margit Mayer vier verschiedene Panels zu „Transformations in Urban Politics”, und auf der Ende September in New York stattfindenden Konferenz des Transtatlantischen Graduiertenkollegs New York-Berlin stellt sie ihre Forschung zu Policy Shifts im Übergang „From Fordist Inequality to Postfordist Exclusion“ vor.
Thomas Greven wurde in den Wissenschaftlichen Beirat des von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekts „Corporate Governance, Arbeitnehmerbeteiligung und Innovation. Eine empirische Untersuchung in der deutschen, schwedischen und US-amerikanischen Automobilindustrie“ berufen. Das von Thomas Greven geleitete Projekt zur „Transnationalisierung des gewerkschaftlichen Organisationslernens“ wurde abgeschlossen.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Graduate School of International Studies der Ewha Womans University in Seoul, Südkorea, verfasste Thomas Greven eine Expertise zu den Möglichkeiten grenzüberschreitenden Lernens von Nichtregierungsorganisationen. Für das Global Trade Union Program der Friedrich-Ebert-Stiftung verfasste er ein Briefing Paper zur Zukunft der europäisch-amerikanischen Gewerkschaftsbeziehungen (http://www.fes.de/gewerkschaften/aktuelles.html). In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Comparative Regional Integration Studies (CRIS) der United Nations University arbeitete er an Empfehlungen zum Report der World Commission on the Social Dimension of Globalisation für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) (http://www.ilo.org/public/english/bureau/inst/download/dp18808.pdf). Der Sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament (Brüssel) stellte Thomas Greven Überlegungen zur Verankerung von Arbeitnehmerrechten im Welthandel vor (http://www.socialistgroup.eu/gpes/media/documents/84200_84198_trade_environment_de_080414.pdf).
Der seit 2002 von Thomas Greven und anderen organisierte jährliche transatlantische Workshop zur Bekämpfung des Rechtsextremismus fand im Juni 2008 im Simon-Wiesenthal-Center in New York statt. Ebenfalls im Juni fand die von Greven und anderen organisierte Tagung des Hattinger Kreises der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema „Gewerkschaftliche Solidaritätspolitik unter den Bedingungen globaler Konkurrenz“ statt, auf der Greven den Schlussvortrag hielt.
Weitere Vorträge hielt Thomas Greven bei Konferenzen und Workshops an der School for the Advanced Study of Work in Modena, Italien, an der Universität Kassel, bei der Dresdner Bank Berlin, bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und beim American Chamber of Commerce Germany in Berlin sowie als Gastredner u. a. im Amerikahaus München und bei Arbeit und Leben Berlin.