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Graduiertenkolleg "Demokratie in den USA"

Graduiertenkolleg GRK 43/1-3 (1991-2001) - Möglichkeiten und Grenzen der Verwirklichung des demokratischen Ideals unter den Bedingungen der industriellen und postindustriellen Gesellschaft

 


Inhalt

Das Graduiertenkolleg des John- F.- Kennedy-Instituts zum Forschungsschwerpunkt "Die USA und das Problem der Demokratie" wurde von 1991 bis 2001 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Über 70 Dissertations- und Habilitationsprojekte zu Themen aus diesem Gebiet konnten auf diese Weise durch Stipendien unterstützt werden. Dabei wurden Arbeiten zu Forschungsgebieten aus den Fachdisziplinen von sechs Abteilungen des Instituts (Geschichte, Kultur, Literatur, Soziologie, Wirtschaft) angefertigt und von den Hochschullehrern der jeweiligen Abteilungen betreut.

 


Ziele des Kollegs

  1. Einen einheitlichen, fächerübergreifenden und interdisziplinären Arbeitszusammenhang für die Amerikastudien zu begründen, insbesondere da die Amerikastudien seit ihrer Formierung als eigenständige Forschungsdisziplin die Möglichkeiten einer solchen interdisziplinären Zusammenarbeit zu ihrem Programm erklärt haben.
  2. Diese fächerübergreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit über ein Thema zu begründen, das den gegenwärtigen Amerikastudien neue Fachperspektiven eröffnet. Die gegenwärtige Fachentwicklung, insbesondere in den USA selbst, ist durch einen allumfassenden Revisionismus gekennzeichnet, der durch eine radikale Kritik der Demokratie als einem "unsichtbaren", aber daher um so geschlosseneren Herrschaftszusammenhang gekennzeichnet ist – wobei der pauschale Demokratieverdacht auch als Reaktion der sog. neuen sozialen Bewegungen in den USA (Frauenbewegung, Afro-Amerikaner, Indianer, Hispanics, Schwule und Lesben) auf die rhetorische Inflation und Entwertung der Begriffe Demokratie und Freiheit im Zuge des Kalten Krieges angesehen werden kann. Im Kolleg ging es demgegenüber um eine historische Rekonstruktion der Theorie und Praxis der amerikanischen Demokratie, ihrer spezifischen ideengeschichtlichen und kulturellen Grundlagen (Federalists, Tocqueville, Pragmatismus, Multikulturalismus) und auf dem Hintergrund dieser Klärung um die Analyse nicht des "Versagens" der Demokratie, sondern jener Problemlagen, die das politische System bewältigen muß.

Beide dieser Ziele sind erfolgreich realisiert worden. Die konsequent interdisziplinäre Ausrichtung des Kollegs fand Ausdruck:

  • im interdisziplinären Studienprogramm, in dem jeweils von zwei Vertretern/Innen aus verschiedenen Fachdisziplinen nach dem Prinzip des Team-Teaching unterrichtet wurde;
  • im kontinuierlich angebotenen Colloquium des Kollegs, in dem die Dissertations- und Habilitationsprojekte vor allen Kollegiaten, also einem Fächerspektrum von fünf bzw. sechs Disziplinen, vorgestellt und diskutiert wurden;
  • auf den in jedem der drei Antragszeiträume veranstalteten wissenschaftlichen Tagungen, auf denen die Kollegiaten die Ergebnisse ihrer Forschung vor allen Kollegiaten, allen am Kolleg mitwirkenden Hochschullehrern und den jeweils zur Kommentierung eingeladenen international renommierten Fachwissenschaftlern präsentierten;
  • schließlich auch in den im Kontext des Kollegs entstandenen Forschungsarbeiten, die von der interdisziplinären Zusammenarbeit nicht nur darin profitiert haben, dass fachspezifische Selbstverständlichkeiten aufgebrochen wurden, sondern in vielen Fällen auch dadurch, dass die Forschung über den Horizont des eigenen Faches hinausgeführt wurde.

Für das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, das als interdisziplinär konzipiertes Institut lange nach geeigneten Arbeits- und Kooperationsformen gesucht hat, hat sich das Graduiertenkolleg somit als eine Art Katalysator für eine genuin interdisziplinäre Zusammenarbeit erwiesen, die inzwischen über das Kolleg hinaus in gemeinsamen Lehrveranstaltungen, einem neu konzipierten Studiengang und mehreren interdisziplinären Publikations- und Forschungsprojekten Niederschlag gefunden hat.

Auch das zweite Ziel des Kollegs, der Versuch einer neuerlichen Fundierung der Amerikastudien über den Begriff der Demokratie, hat sich als tragfähig und forschungsmäßig ergiebig erwiesen. Dem kulturellen Radikalismus, der vor allem in den USA gegenwärtig dominiert, ist damit eine genuine Alternative gegenübergestellt worden, durch die die Behandlung solcher Themen wie der ethnischen Vielfalt der USA aus neuer Perspektive möglich geworden ist. Mit der Zuwendung zur amerikanischen Philosophie des Pragmatismus als einer zentralen philosophischen Grundlage des amerikanischen Demokratieverständnisses ist eine in Deutschland überfällige Erschließung dieser wichtigen philosophischen Position für die Amerikastudien in Gang gesetzt worden.

 


Allgemeine Angaben

Sprecher des Projektes: Prof. Dr. Willi Paul Adams, seit 1997 Prof. Dr. Winfried Fluck

Laufzeit: 1.10.1991 – 1.10.2001

(Das Kolleg wurde auf Antrag und nach Begutachtung zweimal verlängert und machte nach Ablauf des dritten Durchgangs Gebrauch von der Möglichkeit einer einjährigen Auslauffinanzierung, um später zugelassenen Stipendiaten den Abschluß ihrer Arbeiten zu ermöglichen).

Beteiligte Disziplinen: Geschichte, Soziologie, Ökonomie, Politologie, Literatur- und Kulturwissenschaft.

Hochschullehrer des Graduiertenkollegs in der 1. Phase (1991-94):

  • Prof. Willi Paul Adams (Abt. Geschichte)
  • Prof. Winfried Fluck (Abt. Kultur)
  • Prof. Carl Holtfrerich (Abt. Wirtschaft)
  • Prof. Heinz Ickstadt (Abt. Literatur)
  • Prof. Hanns-Dieter Jacobsen (Politikwissenschaft Otto-Suhr-Institut)
  • Prof. Hans Joas (Abt. Soziologie)

Hochschullehrer des Graduiertenkollegs in der 2. Phase (1994-97):

  • Prof. Willi Paul Adams (Abt. Geschichte)
  • Prof. Winfried Fluck (Abt. Kultur)
  • Prof. Carl Holtfrerich (Abt. Wirtschaft)
  • Prof. Heinz Ickstadt (Abt. Literatur)
  • Prof. Hans Joas (Abt. Soziologie)
  • Prof. Hans-Dieter Klingemann (Politikwissenschaft Wissenschaftszentrum Berlin)

Hochschullehrer des Graduiertenkollegs in der 3. Phase (1997-2000):

  • Prof. Willi Paul Adams (Abt. Geschichte)
  • Prof. Winfried Fluck (Abt. Kultur)
  • Prof. Heinz Ickstadt (Abt. Literatur)
  • Prof. Hans Joas (Abt. Soziologie)
  • Prof. Knud Krakau (Abt. Geschichte, Schwerpunkt Außenpolitik)
  • Prof. Margit Mayer (Abt. Politik, Schwerpunkt Innenpolitik)

 


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